Solarkonzept Schule Spetzgart Überlingen |
Solarkonzept Spetzgart 1999 - 2000 2 Möglichkeiten und Systeme zur Nutzung von Sonnenenergie 2.1 Direkte Nutzung Einsatz baulicher Maßnahmen, durch die die Sonneneinstrahlung in das Gebäude zur unmittelbaren Erwärmung der Räume nutzbar gemacht wird - passive Nutzung. Aktive Nutzung durch: Einsatz von Sonnenkollektoren zur Erzeugung von Wärme, z.B. für die Warmwasserbereitung, Einsatz von Solarzellen zur Stromerzeugung. 2.2 Indirekte Nutzung Aktive Nutzung durch: Einsatz von Wärmepumpen zur Nutzung solarer Umweltwärme aus Umgebungsluft, Erdboden oder Wasser zur Wärmeerzeugung Einsatz von Windkraftanlagen zur Stromerzeugung, Nutzung von Biomasse, z.B., Stroh oder Holz zur Wärmeerzeugung 2.3 Solares Einstrahlungsangebot Zusammenstellung charakteristischer Sonnenstrahlungsdaten Deutschland Maximale Strahlungsleistung auf senkrecht bestrahlte Fläche ca. 1000 W / m2 Strahlungsleistung bei sehr dichter Bewölkung ca. 20 W / m2 Leistungsbereich der diffusen Strahlung bei bewölktem Himmel mit vollständig bedeckter Sonne 20 - 250 W/m2 Jährliche Einstrahlung auf horizontale bzw. 45° nac h Süden geneigte Fläche 900 - 1200 kWh / m2*a Maximalwert der täglichen Einstrahlung (sehr klares Sommerwetter) ca. 8 kWh/m2*d Minimalwert der täglichen Einstrahlung (sehr trübes Winterwetter) ca. 0,1 kWh/m2*d Mittelwert der täglichen Einstrahlung an den 100 besten Sonnentagen des Jahres ca. 5,5 kWh/m2*d Einstrahlung an den 100 ungünstigsten Tagen des Jahres > 1 kWh/m2*d Jährliche Sonnenscheindauer 1300 - 1900 h/a Sonnenscheindauer Sommerhalbjahr 1000 - 1400 h Sonnenscheindauer Winterhalbjahr 300 - 500 h Durch den Einfluß der Tageszeit, der Jahreszeit und der Witterungsbedingungen ist die Sonnenstrahlung außerordentlich starken Schwankungen unterworfen. Beispielsweise kann sich die eingestrahlte Energie an zwei aufeinanderfolgenden Tagen witterungsbedingt bis zum Faktor 10 unterscheiden. Noch gravierender werden die Unterschiede, wenn man zusätzlich den Einfluß der Jahreszeiten betrachtet: An einem klaren Sommertag kann die eingestrahlte Energie bis zu 80mal größer sein als an einem trüben Wintertag. An diesem besonders ungünstigen Tag wird insgesamt nicht mehr Sonnenenergie angeboten als während der Mittagszeit eines klaren Sommertages innerhalb von 10 Minuten. Für die Wärmeversorgung im Hausbereich werden diese Schwankungen durch entsprechend dimensionierte Wärmespeicher teilweise überbrückt. Solarkonzept Spetzgart Seite 4 2.4 Kollektoren Für die Einsatzgebiete Warmwasserbereitung, Schwimmbaderwärmung, Heizung, kommen unter unseren Wetterbedingungen mit hohem diffusen, d.h. nicht konzentrierbaren Strahlungsanteil praktisch nur Kollektoren in Frage, die keine Konzentration der Sonnenstrahlung bewirken ( Flachkollektoren). Laut Definition ist der Solarkollektor, Sonnenkollektor oder kurz Kollektor eine Einrichtung, die Sonnenstrahlung absorbiert, in Wärme umwandelt und diese an einen strömenden Wärmeträger abgibt. Der aktive Teil des Kollektors, in dem die Energieumwandlung und Wärmeübertragung stattfindet, wird Solarabsorber oder kurz Absorber genannt. Solarabsorber - die einfachste Form des Kollektors - finden hauptsächlich im Breich Schwimmbadwassererwärmung Anwendung. Die Absorber werden direkt vom zu erwärmenden Medium durchflossen und bestehen aus Kunststoffbahnen bis zu 15 m Länge. Beim Flachkollektor wird die elektromagnetische Energie der auftreffenden direkten und diffusen Strahlung von der selektiv beschichteten Absorberfläche nahezu vollständig in Wärme umgewandelt. Zur Verringerung der Wärmeverluste an die äußere Umgebung ist der Absorber an der Rückseite mit einer Wärmedämmung (Mineralwolle, Hartschaum) und an der Frontseite mit einer sonnenstrahlungs-durchlässigen Abdeckung ( Glas, Kunststoff) versehen. Der Absorber enthält Wärmetauscherkanäle, über die die nutzbare Wärme mit Hilfe eines Wärmeträgermediums , z.B. Wasser mit Frostschutz, abgeführt wird. Beim Vakuumkollektor werden die Konvektions- und Wärmeleitungsverluste durch Evakuieren der Luft zwischen dem Absorber und der Außenhülle des Kollektors deutlich reduziert. Allerdings stehen dem etwas höheren Wärmeertrag von Vakuumkollektoren auf der anderen Seite höhere Kosten gegenüber, so daß sie normalerweise nur in besonderen Fällen - beispielsweise Prozeßwärme - Anwendung finden. Beim Vakuum-Röhren-Kollektor ist der Absorber in eine evakuierte Glasröhre eingebaut. Der Nutzwärmetransport in den Röhren erfolgt entweder durch Direktdurchströmung des Absorbers ( nasse Anbindung) oder nach dem sogenannten Heatpipe- Prinzip ( trockene Anbindung). Röhren-Kollektoren finden wie Vakuum-Flachkollektoren hauptsächlich im Bereich Heizung, Prozeßwärme Anwendung. 2.5 Warmwasserbereitung mit Kollektoren Unter den Klimaverhältnissen Deutschlands ist die Warmwasserbereitung neben der Beckenwassererwärmung von Schwimmbädern das interessanteste Anwendungsgebiet für die Nutzung von Sonnenstrahlungsenergie mit Kollektoren. Die Gründe hierfür sind folgende: - Der ganzjährig annähernd gleichbleibende Energiebedarf ermöglicht eine Nutzung des hohen Strahlungsangebotes im Sommerhalbjahr, das etwa drei Viertel der jährlich eingestrahlten Energie ausmacht. - Energiegewinne sind bereits auf relativ niedrigem Temperaturniveau möglich, nämlich sobald die Temperatur des Wärmeangebotes die übliche Kaltwassertemperatur von etwa 10°C übersteigt ( gee ignete Systemtechnik vorausgesetzt) - Die weitverbreitete Warmwasserbereitung mit dem Ölkessel arbeitet im Sommer mit schlechtem Nutzungsgrad . Durch Stillegung des Kessels in der heizfreien Zeit und Erwärmung des Wassers mit Sonnenkollektoren kann eine relativ hohe Heizöleinsparung erzielt werden. Solarkonzept Spetzgart Seite 5 Zu einer solaren Warmwasserbereitungsanlage gehören neben den Kollektoren ein Brauchwasserspeicher ( oder Pufferspeicher) , ein Wärmeaustauscher, entsprechende Rohrleitungen mit Isolierung, ein bis zwei Umwälzpumpen, die Systemregelung, Sicherheitseinrichtungen und schließlich eine Zusatzheizung. Das Systemkonzept wird wesentlich durch die Art der Solarwärmeeinspeisung in den oder die Speicher, durch die Art der Nacherwärmung und durch die Sicherheitsvorkehrungen gegen unzulässige Temperaturen und Drücke bestimmt. Die sicherheitstechnischen Systemanforderungen sind in DIN4757 Teile 1 und 2 festgelegt. 3 Kollektoranlage Mädchenbau Das mit einer Dachneigung von 9° nach Süden geneigt e Dach des Mädchenbau´s ist nach unserer Erfahrung ideal für die solartechnische Nutzung geeignet. Die Dacheindeckung ist als Blechfalzdach ausgeführt, so daß mittels geeigneter Befestigungstechnik eine Montage von Kollektoren ohne weiters möglich ist. Die Durchstoßung der Dachhaut muß, wenn überhaupt, nur einmal erfolgen, so daß die Dachdichtheit nach wie vor gegeben ist. Die wärmetechnische Versorgung des Mädchenbau´s wird derzeit über einen Öl- Heizkessel im Schulgebäude gewährleistet. Beide Gebäude sind mittels Fernwärmeleitung miteinander verbunden. Der nach grober Schätzung und aufgrund der vorliegenden Angaben zur Personenzahl von ca. 50-60 Personen zu erwartende Warmwasserverbrauch liegt bei maximal 3000 l pro Tag ( Warmwassertemperatur 45°C). Der zu erbringenden Investition liegen die aktuellen Preise für Kollektoren , Pufferspeicher, Solarstation , Regelung und weiteres Zubehör zugrunde. Zusätzlich zu den Warmwasser-Verbrauchern wie Waschbecken, Duschen , Badewannen können zur Erhöhung des Deckungsanteils Waschmaschinen, Geschirrspüler , etc.. mit Warmwasser versorgt werden. Letztendlich entscheidet das Nutzerverhalten über den Ertrag und damit über den Deckungsgrad der Anlage , d.h., die Verbraucher , die an die Warmwasserversorgung angeschlossen sind werden eben genau dann verstärkt genützt, wenn das solare Angebot eine entsprechende Nutzung erlaubt. Solarkonzept Spetzgart Seite 6 3.1 Technische Daten Kollektoranlage Mädchenbau 3.1.1 Anlagenschema Mädchenbau Flachkollektor 56 qm 35° Solarstation mit Wärmetauscher Umwälzpumpen Pufferspeicher 4000 l Frischwasser- station Vorhandener Speicher 1000 l, liegend 3.1.2 Kollektor Flachkollektor, Stand der Technik Konversionsfaktor 83 % Spez. Wärmekapazität 8400 J/m 2 K Einf. Wärmedurchgangskoeffizient 4,30 W/m 2 K Quadr. Wärmedurchgangskoeffizient 0,013 W/m 2 K 2 Winkelkorrekturfaktor bei 50° 91 % Nettofläche 56 m 2 Aufstellwinkel 35 ° Azimutwinkel 0 ° Geographische Breite 48 ° Spezifischer Massenstrom 40 l/m 2 h 3.1.3 Leitungen Einfache Länge Verrohrung auf dem Dach 20 m Einfache Länge der Verrohrung im Gebäude 20 m Durchmesser der Leitungen 40 mm Dicke der Wärmedämmung 40 mm Solarkonzept Spetzgart Seite 7 Wärmeleitzahl 0,035 W/mK Anzahl ungedämmter Armaturen 6 St Anteil der Armaturen an den Rohrwärmeverlusten 25 % 3.1.4 Wärmetauscher Wärmeübertragungszahl 95 % Übertragungsleistung 3700 W/K 3.1.5 Solarspeicher Gesamtvolumen 4000 l Anzahl 1 St Dicke der Wärmedämmung 120 mm Wärmeleitzahl 0,040 W/mK Korrekturfaktor 2 Speicherverluste 10 W/K 3.1.6 Bereitschaftsspeicher ( bauseits vorhanden) Gesamtvolumen 1000 l Anzahl 1 St Dicke der Speicherdämmung 120 mm Wärmeleitzahl 0,040 W/mK Korrekturfaktor 2 Speicherverluste 4 W/K 3.1.7 Kaltwasser Temperatur im August 14 °C Temperatur im Februar 6 °C 3.1.8 Nachheizung ( Von Mai bis August keine Nachheizung) Optimaler Nutzungsgrad des Ölkessels 96 % Nutzungsgrad Sommerbetrieb 60 % 3.1.9 Warmwasserverbrauch Durchschnittlicher Tagesverbrauch 3000 l Solltemperatur Warmwasser 48 °C Zirkulationsverlustleistung 500 W Zirkulation einschalten um 6:00 / 12:00 / 18:00 Zirkulation ausschalten um 8:00 / 14:00/ 22 :00 Rücklauf der Zirkulation in den Bereitschaftsspeicher 3.1.10 Simulation Starten am 1.1 Ausschalten am 31.12 Rechengenauigkeit 3 min 3.2 Simulationsergebnisse Kollektoranlage Mädchenbau Einstrahlung auf die Kollektorfläche ( Wetterdaten Friedrichshafen) 77.746 kWh Vom Solarsystem erbracht 28.967 kWh Laufzeit der Kollektorkreispumpe 1.956 h Brauchwasser ( WW) 1.047 m 3 Solarkonzept Spetzgart Seite 8 Nutzenergie 44.470 kWh Eingesetzter Brennstoff Heizöl 1.908 l Kollektorkreisnutzungsgrad 37 % Deckungsanteil 64 % Eingesparter Brennstoff Heizöl 3.957 l Vermiedene CO 2 -Emissionen 10.287 kg Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Summe:28966.8 kWh 0,000 0,300 0,600 0,900 1,200 1,500 1,800 2,100 2,400 2,700 3,000 3,300 [1000 * kWh] Solarer Anteil am Verbrauch Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Gesamt: 64 % 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0 90,0 100,0 [%] Solarer Deckungsanteil Solarkonzept Spetzgart Seite 9 3.2.1 Kostenschätzung Solaranlage Wir haben entsprechend der geplanten Anlage mit Kollektoren , aufgeständert auf dem relativ flachen Dach des Mädchenbau´s, Solarstation, Rohrleitungen vom Dach in den Heizungskeller ( ev. an der Fassade ), Pufferspeicher mit Frischwasserstation und entsprechender Regelung, verschiedene Angebote seitens Solargroßhändler eingeholt und sind zu folgendem Ergebnis gekommen: Kollektoren , inkl. Montagematerial 30.000,00 DM Solarflüssigkeit ( Frostschutzmittel) 500,00 DM Solarstation mit Plattenwärmetauscher, Umwälzpumpen 3.500,00 DM Frischwasserstation zur Beladung des vorh. Speichers 3.500,00 DM Regelungstechnik 2.000,00 DM Pufferspeicher 4.000 l 6.500,00 DM Zubehör (Rohrleitungen, Isolierung, Armaturen, etc.) 4.000,00 DM Zwischensumme 50.000,00 DM Montagekosten 10.000,00 DM Endsumme, netto 60.000,00 DM Dies mag im Einzelfall in der Größenordnung +/- 5 % differieren, wir sind aber überzeugt davon, daß sich örtliche Fachfirmen an Ihrem Vorhaben auch ideell beteiligen und sicherlich ihren Beitrag leisten werden, der sich auch monetär auswirkt. 3.2.2 Die Jahressimulation für das 1. Betriebsjahr: Lebensdauer der Anlage 25 Jahre Kapitalzins 5 % Preissteigerungsrate für Energiekosten 10 % Preissteigerungsrate für Wartungskosten 4 % Kosten für Heizöl 50 Pfg/l Stromkosten für Pumpe 25 Pfg/kWh Systemkosten 60.000,00 DM Förderung 0 zu finanzierender Betrag 60.000,00 DM Einsparung Heizölkosten 1.978,00 DM - Betriebskosten ( Strom für Pumpe) 64,00 DM - Wartungskosten 200,00 DM = Ertrag 1.714,00 DM/a Wärmepreis 0,16 Pfg/kWh Barwert der Investition 19.954,00 DM Amortisation 21,0 Jahre Solarkonzept Spetzgart Seite 10 3.2.3 Wirtschaftlichkeitsbetrachtung mit 20 % höheren Energiekosten ( = 60 Pfg / liter Öl) Systemkosten 60.000,00 DM zu finanzierender Betrag 60.000,00 DM Einsparung Heizölkosten 1.978,00 DM - Betriebskosten ( Strom für Pumpe) 64,00 DM - Wartungskosten 200,00 DM = Ertrag 1.714,00 DM/a Wärmepreis 0,19 Pfg/kWh Barwert der Investition 282.492,00 DM Amortisation 13,3 Jahre 3.2.4 Wirtschaftlichkeitsbetrachtung mit 25% höheren Energiekosten ( = 62,5 Pfg / liter Öl) Systemkosten 60.000,00 DM zu finanzierender Betrag 60.000,00 DM Einsparung Heizölkosten 1.978,00 DM - Betriebskosten ( Strom für Pumpe) 64,00 DM - Wartungskosten 200,00 DM = Ertrag 1.714,00 DM/a Wärmepreis 0,22 Pfg/kWh Barwert der Investition 674.326,00 DM Amortisation 11,5 Jahre 3.2.5 Wirtschaftlichkeitsbetrachtung mit 20% Förderung ( und 50 Pfg / liter Öl) Systemkosten 60.000,00 DM Förderung 12.000,00 DM zu finanzierender Betrag 48.000,00 DM Einsparung Heizölkosten 1.978,00 DM - Betriebskosten ( Strom für Pumpe) 64,00 DM - Wartungskosten 200,00 DM = Ertrag 1.714,00 DM/a Wärmepreis 0,13 Pfg/kWh Barwert der Investition 31.954,00 DM Amortisation 18,2 Jahre Solarkonzept Spetzgart Seite 11 3.2.6 Wirtschaftlichkeit mit 20% Förderung + 20% höheren Energiekosten ( 60 Pfg / liter Öl) Systemkosten 60.000,00 DM Förderung 12.000,00 DM zu finanzierender Betrag 48.000,00 DM Einsparung Heizölkosten 1.978,00 DM - Betriebskosten ( Strom für Pumpe) 64,00 DM - Wartungskosten 200,00 DM = Ertrag 1.714,00 DM/a Wärmepreis 0,16 Pfg/kWh Barwert der Investition 294.492,00 DM Amortisation 11,9 Jahre 3.2.7 Bewertung der Anlage Mädchenhaus Bei Ausschöpfung aller relevanten Födermaßnahmen im Bereich regenerative Energien rechnen wir mit einem Förderumfang in der Größenordnung 20 % der Gesamtinvestition. Entscheidend für eine betriebswirtschaftlich interessante Investition ist aber die Entwicklung der Mineralölsteuer in den kommenden Jahren. In Anbetracht der derzeit doch etwas undurchsichtigen politischen Situation hinsichtlich der geplanten Ökosteuer im Rahmen einer nachhaltigen Steuerreform können exakte Aussagen über die Erhöhung der Mineralölsteuer im Moment nur spekulativ erfolgen. Dies hat unmittelbar zur Folge, daß Aussagen darüber nur schwer greifbar sind und deshalb unserer Meinung nach vorsichtig bewertet werden müssen. Die weiterführende Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ergab für eine Amortisation der Anlage unter 10 Jahren ( genau 9,4 Jahre) bei Inanspruchnahme von 20 % Fördermittel einen Literpreis Öl von ca. 65 Pfennig. Eine Entscheidung für oder gegen die Errichtung einer Solaranlage muß auf einer anderen Ebene stattfinden. Eine Liste von Gründen hierfür haben wir Ihnen unter 7 aufgezeigt - wobei Gründe dieser Art betriebswirtschaftlich sicherlich nur schwer zu fassen sind. 4 Kollektoranlage Sesslerhaus Das mit einer Dachneigung von 20° nach Süden geneig te Dach des Sesslerhauses ist ideal für die solartechnische Nutzung geeignet. Die Dacheindeckung ist Ziegel; wir schlagen für die nachträgliche Installation die Montage der Kollektoren auf die Ziegel vor, hierbei sind nur unwesentliche Eingriffe in die Dachhaut notwendig. Der Warmwasserbedarf selbst wir mittels Ölzentralheizung mit einem Warmwasserspeicher von 350 l Inhalt gedeckt. Hierbei gilt es zu überlegen, ob nicht , da zur Speicherung des solar erwärmten Brauchwassers ein größerer Speicher notwendig ist, der vorhandene WW- Speicher stillgelegt wird. Aufgrund der vorliegenden Angaben zur Personenzahl von ca. 12 Personen zu erwartende Warmwasserverbrauch liegt bei maximal 600 l pro Tag ( Warmwassertemperatur 45°C). Solarkonzept Spetzgart Seite 12 Zusätzlich zu den Warmwasser-Verbrauchern wie Waschbecken, Duschen , Badewannen können zur Erhöhung des Deckungsanteils Waschmaschinen, Geschirrspüler , etc.. mit Warmwasser versorgt werden. Letztendlich entscheidet das Nutzerverhalten über den Ertrag und damit über den Deckungsgrad der Anlage. 4.1 Technische Daten Kollektoranlage Sesslerhaus 4.1.1 Anlagenschema Solaranlage Sesslerhaus Flachkollektor 13 qm 35° Solarstation Umwälzpumpe Solarspeicher 750 l 4.1.2 Kollektor Flachkollektor, Stand der Technik Konversionsfaktor 83 % Spez. Wärmekapazität 8400 J/m 2 K Einf. Wärmedurchgangskoeffizient 4,30 W/m 2 K Quadr. Wärmedurchgangskoeffizient 0,013 W/m 2 K 2 Winkelkorrekturfaktor bei 50° 91 % Nettofläche 13 m 2 Aufstellwinkel 35 ° Azimutwinkel 0 ° Geographische Breite 48 ° Spezifischer Massenstrom 40 l/m 2 h Solarkonzept Spetzgart Seite 13 4.1.3 Leitungen Einfache Länge Verrohrung auf dem Dach 5 m Einfache Länge der Verrohrung im Gebäude 12 m Durchmesser der Leitungen 22 mm Dicke der Wärmedämmung 22 mm Wärmeleitzahl 0,035 W/mK Anzahl ungedämmter Armaturen 6 St Anteil der Armaturen an den Rohrwärmeverlusten 15 % 4.1.4 Wärmetauscher Wärmeübertragungszahl 95 % Übertragungsleistung 868 W/K 4.1.5 Solarspeicher Gesamtvolumen 500 l Anzahl 1 St Dicke der Wärmedämmung 120 mm Wärmeleitzahl 0,040 W/mK Korrekturfaktor 2 Speicherverluste 2,52 W/K 4.1.6 Bereitschaftsspeicher ( bauseits vorhanden) Gesamtvolumen 350 l Anzahl 1 St Dicke der Speicherdämmung 120 mm Wärmeleitzahl 0,040 W/mK Korrekturfaktor 2 Speicherverluste 2 W/K 4.1.7 Kaltwasser Temperatur im August 14 °C Temperatur im Februar 6 °C 4.1.8 Nachheizung ( Von Mai bis August keine Nachheizung) Optimaler Nutzungsgrad des Ölkessels 96 % Nutzungsgrad Sommerbetrieb 60 % 4.1.9 Warmwasserverbrauch Durchschnittlicher Tagesverbrauch 600 l Solltemperatur Warmwasser 48 °C Zirkulationsverlustleistung 100 W Zirkulation einschalten um 6:00 / 12:00 / 18:00 Zirkulation ausschalten um 8:00 / 14:00/ 22 :00 Rücklauf der Zirkulation in den Bereitschaftsspeicher 4.1.10 Simulation Starten am 1.1 Ausschalten am 31.12 Rechengenauigkeit 3 min Solarkonzept Spetzgart Seite 14 4.2 Simulationsergebnisse Einstrahlung auf die Kollektorfläche ( Wetterdaten Friedrichshafen) 18.048 kWh Vom Solarsystem erbracht 5.945 kWh Laufzeit der Kollektorkreispumpe 1.890 h Brauchwasser ( WW) 216 m 3 Nutzenergie 8.879 kWh Eingesetzter Brennstoff Heizöl 415 l Kollektorkreisnutzungsgrad 33 % Deckungsanteil 62 % Eingesparter Brennstoff Heizöl 813 l Vermiedene CO 2 -Emissionen 2.114 kg Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Gesamt: 62 % 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0 90,0 100,0 [%] Solarer Deckungsanteil Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Summe: 5945.0 kWh 0,0 70,0 140,0 210,0 280,0 350,0 420,0 490,0 560,0 630,0 700,0 [kWh] Solarer Anteil am Verbrauch Solarkonzept Spetzgart Seite 15 4.2.1 Kostenschätzung Solaranlage Wir haben entsprechend der geplanten Anlage mit Kollektoren , aufgeständert auf dem 20°igen Dach des Sesslerhauses, Solarstatio n, Rohrleitungen vom Dach in den Heizungskeller ( ev. an der Fassade ), Solarspeicher und entsprechender Regelung, verschiedene Angebote seitens Solargroßhändler eingeholt und sind zu folgendem Ergebnis gekommen: Kollektoren , inkl. Montagematerial 5.500,00 DM Solarflüssigkeit ( Frostschutzmittel) 100,00 DM Solarstation 1.000,00 DM Regelungstechnik 1.000,00 DM Solarspeicher 750 l 3.000,00 DM Zubehör ( Rohrleitungen, Aramturen, etc.) 1.500,00 DM Zwischensumme 12.100,00 DM Montagekosten 5.900,00 DM Endsumme, netto 18.000,00 DM Diese Preise mögen wiederum im Einzelfall in der Größenordnung +/- 5 % differieren. 4.2.2 Die Jahressimulation für das 1. Betriebsjahr: Lebensdauer der Anlage 25 Jahre Kapitalzins 5 % Preissteigerungsrate für Energiekosten 10 % Preissteigerungsrate für Wartungskosten 4 % Kosten für Heizöl 50 Pfg/l Stromkosten für Pumpe 25 Pfg/kWh Systemkosten 18.000,00 DM Förderung 0 zu finanzierender Betrag 18.000,00 DM Einsparung Heizölkosten 407,00 DM - Betriebskosten ( Strom für Pumpe) 22,00 DM - Wartungskosten 100,00 DM = Ertrag 285,00 DM/a Wärmepreis 0,25 Pfg/kWh Barwert der Investition -3.201,00 DM Amortisation 27,8 Jahre 4.2.3 Wirtschaftlichkeitsbetrachtung mit 20 % höheren Energiekosten ( = 60 Pfg / liter Öl) Systemkosten 18.000,00 DM zu finanzierender Betrag 18.000,00 DM Einsparung Heizölkosten 407,00 DM - Betriebskosten ( Strom für Pumpe) 22,00 DM Solarkonzept Spetzgart Seite 16 - Wartungskosten 100,00 DM = Ertrag 285,00 DM/a Wärmepreis 0,29 Pfg/kWh Barwert der Investition 49.573,00 DM Amortisation 16,1 Jahre 4.2.4 Wirtschaftlichkeitsbetrachtung mit 25 % höheren Energiekosten ( = 62,5 Pfg / liter Öl) Systemkosten 18.000,00 DM zu finanzierender Betrag 18.000,00 DM Einsparung Heizölkosten 407,00 DM - Betriebskosten ( Strom für Pumpe) 22,00 DM - Wartungskosten 100,00 DM = Ertrag 285,00 DM/a Wärmepreis 0,34 Pfg/kWh Barwert der Investition 128.336,00 DM Amortisation 13,7 Jahre 4.2.5 Wirtschaftlichkeitsbetrachtung mit 20%-iger Förderung ( mit 50 Pfg / liter Öl) Systemkosten 18.000,00 DM Förderung 3.600,00 DM zu finanzierender Betrag 14.400,00 DM Einsparung Heizölkosten 407,00 DM - Betriebskosten ( Strom für Pumpe) 22,00 DM - Wartungskosten 100,00 DM = Ertrag 285,00 DM/a Wärmepreis 0,21 Pfg/kWh Barwert der Investition 399,00 DM Amortisation 24,6 Jahre 4.2.6 Wirtschaftlichkeit mit 20% Förderung + 20% höheren Energiekosten ( mit 60 Pfg / liter Öl) Systemkosten 18.000,00 DM Förderung 3.600,00 DM zu finanzierender Betrag 14.400,00 DM Einsparung Heizölkosten 407,00 DM - Betriebskosten ( Strom für Pumpe) 22,00 DM - Wartungskosten 100,00 DM = Ertrag 285,00 DM/a Wärmepreis 0,24 Pfg/kWh Barwert der Investition 53.173,00 DM Amortisation 14,7 Jahre 4.2.7 Bewertung der Anlage Sesslerhaus Im Vergleich zur Anlage Mädchenhaus werden höhere Kosten , geringeres Einsparpotential und damit eine längere Amortisation für das Sesslerhaus zu erwarten sein. Dieses Ergebnis entspricht den Erfahrungen hinsichtlich solarer Großanlagen, die eine deutlich bessere Wirtschaftlichkeit erwarten lassen. Gründe hierfür liegen in den zu veranschlagenden Kosten pro installiertem Quadratmeter Kollektorfläche. Ansonsten verweisen wir auf die Bewertung der Anlage Mädchenhaus unter 3.2.7. Die weiterführende Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ergab für eine Amortisation der Anlage mit 10 Jahren bei Inanspruchnahme von 20 % Fördermittel einen Literpreis Öl von ca. 67,5 Pfennig ( == 35 % Ölpreiserhöhung). |
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